Mittwoch, 12. Dezember 2018

Zwischen Cusco und Salta...

...liegen 2.000 erlebnisreiche Radkilometer

...bewältigen wir unzählige Höhenmeter

...treffen wir auf unglaublich herzliche Menschen 

...beobachten wir, dass ein Umweltbewusstsein weitgehend fehlt

...müssen wir erkennen, dass nicht alle Vorhaben umsetzbar sind

...stelle ich irritiert fest, dass Engel keine Flügel haben

Magische Ziele

Ich weiß nicht, wie es dir geht. 

Aber ich brauche immer wieder ein neues Ziel als Motivation. 

Zuerst habe ich lediglich eine Vision.

Sei es die Golden Gate Bridge in San Francisco, der Paso Agua Negro in Südamerika oder der Rote Platz in Moskau.  

Dann beginne ich, mich mit dieser Inspiration näher zu beschäftigen. Ein Impuls, der auf mich eine magische Anziehungskraft ausübt.

Bald hängen Landkarten an der Wand, GPS-Daten werden ermittelt, die Trainingseinheiten intensiviert und die Gepäckliste überarbeitet. 

Aus einer Vision ist plötzlich ein realistisches Ziel geworden. 


So auch dieses Mal.  

Ich kannte die Salar de Uyuni - die größte Salzwüste der Erde - lediglich von eindrucksvollen Bildern und  Satellitenaufnahmen.

Aber ich wusste, dass ich eines Tages diese  gut 10.000 Quadratkilometer große Salzpfanne mit dem Reiserad durchqueren werde. 

Jetzt war es so weit: 

In der Nacht zum 20. September treffe ich Katharina - meine letztjährige Radelpartnerin - am Flughafen in Madrid. Gemeinsam fliegen wir über  Lima nach Cusco und starten unsere 7-wöchige Radreise quer durch Peru und Bolivien nach Salta im Norden Agentiniens.    





Cusco - Maras - Machu Picchu: Tage der Akklimatisierung

Da Cusco  auf rund 3.400 m Höhe liegt, macht es durchaus Sinn, nicht sofort mit den Reiserädern aufzubrechen. Immerhin wiegt ein Rad inklusive dem gesamten  Gepäck um die 50 Kilogramm.

 Ankunft am 20.September um die Mittagszeit in Cusco

Unsere Räder werden "mustergültig" auf dem Dach des Vans mit einem dünnen Seil befestigt. Und los geht die Fahrt  - in der Hoffnung, dass der Fahrer nicht zu stark bremsen muss - zu unserer Unterkunft am Rande der Altstadt Das Zimmer im Yamarmaki Hostel haben wir  für fünf Nächte reserviert. 


Die ersten Tage in Peru sind gut durchgeplant. Schon zu Hause hatte ich einen Mietwagen für drei Tage, die Unterkunft in Ollantaytambo, die Zugfahrt mit Peru Rail nach Aguas Calientes, den Zugang zum Machu Picchu und das Permit für die Besteigung des Mount Machupicchu einige Wochen zuvor gebucht. 

Entsprechend sieht die Planung folgendes vor:

20.09. Übernachtung im Yamarmaki Hostel in Cusco
                                     GPS: -13.5171   -71.9734

21.09. Übernachtung im Yamarmaki Hostel

22.09. Mietwagen abholen  und Besuch  der Salinen von  Maras.
           Übernachtung in Ollantytambo im Hostel Valle Inca.
                                      GPS: -13.2626   -72.2680

23.09. Mit Peru Rail nach Aguas Calientes. Von dort weiter mit
          dem Bus zum Machu Picchu. Inbegriffen die Besteigung des 
          Mount Machupicchu. 
          Zweite Übernachtung in Ollantaytambo.

24.09. Rückfahrt  mit  dem Mietwagen nach Cusco  und erneute   
           Übernachtung im Yamarmaki Hostel

Der Plaza de Armas in Cusco bei Nacht....

....und bei Tag





 Arkaden auf dem zentralen Platz 





Hier auf den Märkten gibt es viele farbenfrohe Stoffe, Teppiche und Kleidung zu recht günstigen Preisen

Katharina bedauert jetzt schon, dass ihr Fahrrad über keinen Kofferraum verfügt




















Mit dem Mietwagen auf dem Weg zu den Salinen von Maras

 Tausende terrassenförmig angelegte Becken, durch die warmes, salzhaltiges Wasser durchgeleitet wird, befinden sich auf über 3.000 Meter Höhe. Sieben Monate während der Regenzeit liegen die Salinen brach. Erst ab Mai verdunstet die Sonne das Wasser und zurück bleibt am Wannenboden eine kostbar weiße Kruste - das Mara-Salz.

Seit vielen Jahrhunderten wirs hier Salz gewonnen. Die Bewohner des armen Bergdorfes Maras bewirtschaften die Salinen eigenständig. Jede Bauernfamilie besitzt zwischen fünf und zehn Terrassenbecken. Die meisten Bauern haben sich inzwischen zu einer Kollektive zusammengeschlossen.


Keine einfache Arbeit: Jetzt müssen die schweren Säcke noch den steilen Hang hinaufgetragen werden.




 
















Für mich persönlich haben die Salinen von Maras neben der Salar de Uyuni mit die nachhaltigsten Eindrücke während der Reise hinterlassen. 







Aber auch alleine das Zuschauen bei der Arbeit macht hungrig. Deshalb probieren wir  auf dem Weg nach Ollantaytambo  "Cuy".
Über dem Feuer knusprig gegrillte Meerschweinchen sind in den Andenländern eine Spezialität, insbesondere für arme Menschen. 
Wir habens probiert: Aber ganz ehrlich...ein saftiges Steak wäre mir lieber gewesen. Muss nicht unbedingt sein. 


 Um 3:30 Uhr in der Früh ist für uns die Nacht rum. Es ist noch stockdunkel, als wir den Zug nach Aguas Calientes besteigen, um zum Machu Picchu zu gelangen.


Die Ruinenstadt Machu Picchu wohl im 15.Jahrh. erbaut worden und beherbergte in der Hochzeit wohl an die 1.000 Bewohner.
Seit 1983 ist Machu Picchu Weltkulturerbe und gehört zu den "Neuen sieben Weltwundern". 




 
















 






Steiler Weg hinauf auf den Mt. Machu Picchu. Diesen Berg dürfen am Vormittag nur 400 Personen täglich besteigen. Ebenso nachmittags.


Der Zugang zur Ruinenstadt ist mit 2.500 Besuchern täglich streng limitiert.
So gibt es Tickets für vormittags 6 - 12 Uhr und welche für den Nachmittag. Eine frühzeitige Online-Buchung ist unbedingt erforderlich. 

Wer die Gipfelbesteigung in Angriff nimmt, wird mit einem prima Blick über die Machu Picchu Region belohnt.

 Machu Picchu aus der Vogelperspektive

Zurück in Ollantaytambo übernachten wir abermals im Hostel Valle Inca und fahren am nächsten Tag nach Cusco. 

 

Auf ruhigen Nebenstraßen zum Titicacca See


Im Grunde weiß Katharina  genau, was sie an mir hat. Einen absolut verlässlichen Partner und ausgesprochen guten Reiseleiter. Und die sind eben verdammt rar.
Sonst wäre sie wohl nicht ein zweites Mal mit mir auf Tour gegangen.

Nach der eindrucksvollen Akklimatisierungsphase starten wir am heutigen Dienstag ( 25.09. ) unsere Radreise über den Titicacca See, La Paz und der Salar de Uyuni nach Salta. Die Räder sind zusammengebaut und unsere Radtaschen gepackt. Wir möchten die vielbefahrene Hauptverbindungsstraße S3 zwischen Cusco und Juliaca am Titicacca See weitgehend meiden. Deshalb biegen wir nach rund 90 Kilometern rechts ab nach Acopia. So gelangen wir schließlich auf verkehrsarmen Wegen über Yanaoca und Descanso nach Espinar. Und von dortaus über Llalli und Pucara nach Juliaca. 

1. Übernachtungspunkt:

25.09.  Hotel (?) Besser: heruntergekommene Bruchbude
            in Quiquijana. GPS: -13.8206   -71.5420 
            Kilometer heute : 74



Unsere erste Unterkunft. Dass die Häuser wie Bauruinen aussehen, ist in Südamerika der Normalfall.

Das seitliche große Tor zu öffnen, war eine Herkulesaufgabe. Müll und Schrott verstellten den Weg.

Ein unglaublich netter Gastgeber, der sich für uns am Abend so richtig ins Zeug legt. Endlich mal wieder Gäste !


Hätten wir zuerst die Küche gesehen, hätten wir womöglich lieber hungrig auf unseren beiden Matrazen übernachtet.
Wir waren die einzigen Gäste in dieser chaotischen Herberge. Wir wissen jetzt warum.  Chaos nicht nur hier in der Küche. Chaos überall. 


Aufnahmen auf dem Weg nach Espinar:


   Vor Acopia


 Hätte mich schon interessiert, was diese alte Frau dachte, als ich sie fragte, ob ich sie fotografieren dürfte. 


Kurze Pause an einer "Parada". Die Bushaltestellen in Südamerika sind in der Regel  gemauert überdacht. 
Rote Erde entlang der Seenlandschaft Richtung Yanaoca

Ein freundliches Lachen öffnet die Herzen der Menschen - auch ohne großartige Spanischkenntnisse.


 Lama oder Alpaka ?  Den Ohren nach zu urteilen handelt es sich bei den beiden neugierigen Vierbeinern um Alpakas. 

 

Die Ohren der Alpakas stehen gerade nach oben, die der Lamas sind leicht gebogen. Alles klar ?
Egal ob Lama oder Alpaka. Beide werden biologisch den Kamelen zugeordnet. Ich frag mich nur, wo die Höcker sind. 
 

Wenn die Ohren mal fehlen, könnte eine Artbestimmung für Laien schwierig werden. 
Für mich als Nicht-Veganer war aber vielmehr von Bedeutung, dass das Fleisch eines Lamas bzw. Alpakas besser schmeckt als das eines Meerschweinchens. 

Wir genießen die nahezu verkehrsfreie Piste oberhalb von 4.000 m Richtung Espinar. Meist bewegen wir uns in einer Höhe zwischen 3.800 und 4.300 Metern. Die dünne Luft bereitet uns keinerlei Probleme.





Fahrradunfreundliche Holperpiste.




 Ein XXL-Hähnchen gefällig ?


.... oder einen Saukopf als Vorspeise ?



  .....und immer wieder ausgesprochen freundliche Menschen ohne Berührungsängste. Das ist Peru und Bolivien.

Weitere Übernachtungspunkte:

Mi. 26.09.     Yanaoca ( Hostel ) 
                      gefahren: 57 Km    GPS: -14.2154   -71.4325

Do. 27.09.     Descanso ( Hostel ) Höhe: 3.980 m
                      gefahren: 55 Km     GPS: -14.5345   -71.3064

Fr. 28.09.      Espinal  ( Hotel Don Bartolo )
                      gefahren: 45 Km     GPS: -14.7920   - 71.4109


 Sa. 29.09.    Nahe Llalli. Zelte auf dem Anwesen eines Bauern 
                     aufgestellt. 
                     Gefahren: 82 km    GPS:  -14.9991    -70.8443

So. 30.09.     Schöner Zeltplatz oberhalb eines Flusses
                     gefahren: 72 Km     GPS:  -15.0996    -70.3561

Mo. 01.10.    Juliaca  ( Hotel Casa Suite )
                     gefahren: 57 Km   GPS: -15.4900    -70.1356


Weitere Bilder auf dem Weg nach Juliaca am Titicacca See:



Auf dem Weg nach Llalli erreichen wir mit 4.350 Metern den höchsten Wegepunkt unserer Radreise.  Hervorragender Asphalt ohne Schlaglöcher und nahezu kein Autoverkehr.  So sollte es immer sein.

Ich wurde nach der Reise von einem Bekannten gefragt, ob dieses eine "Traumreise" gewesen sei. Die Bilder würden diesen Eindruck vermitteln.
Meine Antwort war unmissverständlich:     "Nein"
Vielleicht hätte es eine werden  können, wäre  die Tour nicht schon im Vorfeld unter einem schlechten Stern gestanden.  
So war es eine Radreise mit sehr gemischten Gefühlen, gepaart mit dem Wehmutstropfen, dass wir schon am ersten Tag auf der Lagunenroute resigniert den Rückzug antreten mussten. 
Manchmal kann man eben nicht alle seine Visionen wie geplant umsetzen.




 Ein verwaister Friedhof fernab der Dörfer.


Mittagspause in einem kleinen Ort, der weder auf den Karten noch bei maps me vermerkt ist.


Aber zumindest gibt es dort zu unserer Überraschng einen Tante-Emma-Laden.


Übernachtung nahe Llalli beim Bauern. Im Vordergrund rechts die Toilette.


Am nächsten Morgen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Frühstück an windgeschützter Stelle.


Ob die Kuh die Milch für den Kaffee  beisteuert ?


Auch vor Juliaca findet sich ein netter Platz oberhalb des Flusses für unsere beiden Zelte.


Und dann ist es vorbei mit der Ruhe. Juliaca ist auf dem ersten Blick ein riesiger Ameisenhaufen. Unzählige blauweiße Mini-Taxis, unter deren Haube sich stinkende Zweitakter verbergen, beherrschen die eh schon überfüllten Straßen der Stadt. Schon bei der Einfahrt in diese Stadt habe ich den Eindruck, irgendwo in Indien oder China zu sein. Keine Ahnung, wer an Kreuzungen Vorfahrt hat. Wir als Fahrradfahrer auf keinen Fall.










 Dieser freundliche Herr in Puno hat sich darauf spezialisiert, aus ausgemusterten Autoreifen neue Körbe und andere Gegenstände zu machen.

 Typisch Frau:  Neugierig sind sie alle



Coca-Verkauf am Straßenrand


Wir bleiben drei Nächte in Juliaca. Da bleibt Katharina sogar die Zeit zu klären, wie weit die in den Radtaschen gehorteten Lebensmittel noch reichen. Immerhin hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, mich während der Reise zumindest kulinarisch zu verwöhnen. Aber all die guten Vorsätze haben letztendlich nicht viel geholfen.  Manfred hat in den sieben Wochen doch wieder fünf Kilogramm verloren. 
Da stellt sich ggf. die Frage, wer denn da heimlich genascht und wer dabei zu kurz gekommen ist.








Bildervortrag Peru und Bolivien

am Mittwoch, den 10.Juli um 19:30Uhr  im Kelterhaus Ubstadt „ Mit dem Reiserad durch Peru und Bolivien „  Eintritt frei.  Spenden g...