Da die Westseite des Titicacca Sees extrem stark befahren ist, entschließen wir uns, die Ostseite des See zu erkunden.
Der Verkehr ist anfangs beängstigend. Die Fahrzeuge fahren oft viel zu schnell viel zu knapp an uns vorbei.
Die
Gelder für Schilder, die dem Autofahrer eine maximale
Höchstgeschwindigkeit signalisieren, sind sinnlos rausgeworfenes
Steuergeld. In der Fahrschule - sofern es solche Einrichtungen in Peru
überhaupt gibt - wird mit Sicherheit nicht darauf hingewiesen, dass
Autos Bremsen haben. Wozu auch ?
Das
wichtigste Accessoire am Fahrzeug ist für den Peruaner eh die Hupe. Je
lauter, desto eher kann sich der Fahrer sicher sein, dass er Vorfahrt
hat.
Jedes der Kreuze steht für einen Peruaner, der die Bremse nicht gefunden hat. Und von den Kreuzen gibt es entlang der Straßen beängstigend viele.
Do. 04.10. Übernachtung am Bach unterhalb der Straße
gefahren: 82 Km GPS: -15.2987 -69.6158
Abwechslungsreiche Ernährung: Nudel mit Tomatenmark oder Reis mit Maiskörnchen im Wechsel. Wir haben die Qual der Wahl.
Ich sorge dafür, dass der Kocher mit Benzin gefüttert wird und funktioniert und Katharina kümmert sich darum, dass die Nudeln Geschmack annehmen.
Letztendlich aber bleibt die Arbeit an mir hängen. Einer muss ja schließlich den Abwasch besorgen und das Geschirr abtrocknen.
Ungerechte Welt.
Was die Müllentsorgung betrifft, das übernehmen die unzähligen herrenlosen Hunde. Die verteilen den am Straßenrand entsorgten Müll in der ganzen Gegend.
Und was die Vierbeiner nicht schaffen, übernimmt der Wind.....
...oder aber das Wasser, das zur stinkenden Kloake verkommt.
Und inmitten dieser Brühe waschen Frauen ihre Wäsche.
Schöne Fotomotive finden sich auf jedem Radelkilometer. Du musst nur die Augen aufmachen.
Bei uns würde man sofort vorwurfsvoll fragen, wo denn der Helm sei. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch wir beide die Helme zu Hause gelassen haben.
Mitten in der Pampa in farbenprächtiger Kleidung unterwegs. Ob diese Dame auf dem Weg zur Kirche ist ?
Und diese Dame traut dem Wechselgeld nicht über dem Weg. Wer weiß, ob der echt ist.
In Südamerika gibt es unglaublich viele arme Menschen und bitterarme. Katharina, - das weiß ich - hat ein großes Herz und schenkt dieser alten Frau am Wegesrand einen Teil ihrer Verpflegung. ( Sie hatte ja in Juliaca beim Fressalien-Kassensturz erleichtert festgestellt, dass die Nahrungsmittel noch locker bis La Paz reichen werden ).
An dieser Stelle sei am Rande angemerkt, dass ich in den darauffolgenden Tagen zumindest den Eindruck habe, dass meine Essensrationen spürbar kleiner geworden sind.
Trotz der vielen Höhenmeter macht es durchaus Spaß, auf der nun verkehrsarmen Ostseite des Sees entlang zu fahren.
Immerhin ist der See mehr als 8.000 Quadratkilometer groß und liegt auf einer Höhe von 3.800 Metern über dem Meer. Auf dieser Höhe wachsen noch immer Eukalyptusbäume, die einen sehr angenehmen Duft verströmen.
Gerne steuern wir gegen Mittag die mobilen Küchen an, die sich in aller Regel mitten in der Ortschaft am Plaza befinden. Dort bieten einheimische Frauen für wenig Geld einfache aber schmackhafte Essen an, die sie zuvor zu Hause zubereitet haben.
Meist werden Fisch oder Fleisch mit Kartoffeln und Nudeln serviert.
Fr. 05.10. Übernachtung ? Irgendwo grenznah auf bolivianischer
Seite. Am Rande eines Sportplatzes.
GPS: -15.5358 -69.32018
chaotisch.
Jetzt wissen wir auch, warum auf der Ostseite des See kaum ein Auto fährt.
Kinder
hätten ihre Freude an diesem Sand und würden gewiss mit ihren Förmchen
Sandkuchen backen. Wir aber sind hier mit unseren schweren Reiserädern
unterwegs. Da kommt Freude der ganz anderen Art auf. Schieben ist jetzt
angesagt.
Entstanden ist dieses Bild hinter der peruanischen Grenze im Niemandsland zwischen Peru und Bolivien. Fatalerweise zeigten uns peruanischen Grenzbeamten auf der Karte einen falschen Ort, an dem wir und in Bolivien registrieren sollten.
Und
damit verlassen wir die Straße nach Puerto Acosta, begeben uns auf eine
katastrophal schlechte Piste und finden uns bei Einbrechen der
Dunkelheit zweihundert Höhenmeter unterhalb der Straße auf einem
Sportplatz wieder, der eher einem Stoppelacker gleicht.
Kein
Mensch weit und breit. Dazu heftiger Wind und einsetzender Regen. Zwei
Hunde, die uns seit der Grenze nicht mehr von der Seite weichen, wundern
sich wohl über Katharina, die mir weithin hörbar Vorwürfe wegen dieser
zugegeben misslichen Lage macht. Eine beschissenen Situation, das ist
mir in diesem Moment schon bewusst. Aber Hysterie war noch nie ein guter
Ratgeber.
Natürlich habe ich - obwohl völlig unverschuldet - nun ein schlechtes Gewissen. Und als bei den heftigen Winböen endlich mein Zelt steht, reiche ich meiner Partnerin - deren Zeltplane noch immer wild im Wind flattert - die Hand zur Versöhnung und biete ihr in meiner geräumigen Unterkunft Asyl für die Nacht an.
Wenig
später liegen wir nebeneinander auf den Bodenmatten eingemummelt in
unseren Schlafsäcken. Der Regen trommelt zeitweise auf die Zeltplane, so
dass beide mittelgroßen Hunde mit ihren Köpfen Schutz unter dem Vorzelt
suchen. Rechts von mir liegt Katharina und keine fünfzig Zentimeter
von unseren Köpfen entfernt die röchelnden Hunde. Immer wieder erheben
sie sich und knurren, weil sie in der Ferne fremdartige Geräusche vernehmen. Gelegentlich streunen sie bellend um das Zelt und
wir hoffen, dass sie doch vielleicht das Weite suchen. Weit gefehlt.
Wirklich
zur Ruhe kommt in dieser Nacht keiner von uns, vermeldet doch Katharina
in der zweiten Nachthälfte einen nicht unerheblichen Wassereinbruch,
der unsere Bodenmatten und beide Schlafsäcke auf eine erste Probe
stellt. Es kommt eben alles zusammen. Solche Tage gibt es nun mal.
Am Morgen nach dieser denkwürdigen Nacht müssen wir unsere Räder zunächst wieder die zweihundert Höhenmeter hinauf auf den Weg nach Puerto Acosta schieben.
Es wird schließlich später Vormittag, bis wir unten in der Talung den bolivianischen Grenzort erreichen. Die Registrierung ist eine Formalie.
Die Grenzer sind freundlich und tauschen uns für einen akzeptablen Kurs peruanische Soles in Bolivianos.
Anmerkung: Von Cusco bis Puerto Acosta sind es 601 km
Auf einer Mauer trocknen wir unsere Ausrüstungsgegenstände in der Sonne
Nach
einem guten Mittgessen geben wir Gas, so dass die Hunde nach insgesamt
rund 30 Km resignierend aufgeben. Irgendwie fühlen wir uns
schlecht dabei, weil wir die beiden regelrecht abgehängt haben ohne
ihnen etwas zu fressen zu geben.
Zu
gerne hätten wir gewusst, warum sie gerade uns als ihre Begleiter
auserkoren haben und gelegentlich denken noch heute mit etwas Wehmut an
die bemerkenswerte Begegnung mit den beiden netten Vierbeinern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen