Mittwoch, 12. Dezember 2018

Mit den Rädern durch die Salar de Uyuni. Ein geiles Gefühl

So. 14.10.  

Nachdem wir gestern erst gegen 23 Uhr den Ort  Challapata rund 300 km südlich von La Paz erreicht hatten, verlassen wir unsere Unterkunft ( GPS: -18.8949   -66.7719  ) am frühen Morgen gegen sieben Uhr. 



Wir möchten in etwa drei Tagen die größte Salzwüste der Erde erreicht haben. Frühstück gibt es wenige hundert Meter weiter am Straßenrand.

Die Landschaft wird zunehmend monotoner. Salzkrusten überziehen die Erdoberfläche. Außer niederen Büschen und Gräsern wächst hier in dieser ariden Region nicht viel. 







Die wenigen Menschen leben in ärmlichen Verhältnissen. Kleine Lehmbauten, deren Dächer mit Stroh gedeckt sind.



b
 Das Bild kann nur gut werden...bei der ruhigen Hand
... und tatsächlich. Katharina hat ihren genialen Reiseleiter gut ins Bild gesetzt. 
...oder wollte sie etwas nur die Eisenbahngleise fotografieren ?
Erinnert an den Song von Christian Anders: "Es fährt ein Zug nach nirgendwo". 
Aber ob hier jemals noch einer fährt, erscheint mehr als fraglich.

Abends schlagen wir unsere Zelt am Rande eines kleinen Dorfes auf. Die meisten der Häuser stehen leer. Eine gespenstische Atmosphäre. Auf einem Schild steht "Esperanza" zu lesen. Auf Deutsch "Hoffnung". Aber diese Hoffnung haben wohl die meisten der Menschen schon lange begraben...sind gestorben oder gegangen.


gefahren:  98 Km
GPS: -19.3957    - 67.2827 inmitten trostloser Kulisse



Mo. 15.10. 
 
Bei sonnigem Wetter stehen wir heute um sechs Uhr auf. Gewitterstimmung herrscht dennoch, so dass es ratsam erscheint, ein paar Meter vorneweg zu fahren, um nicht vom Blitz getroffen zu werden. Der Weg ist schließlich das Ziel. Und wenn du alleine unterwegs bist, hast du unendlich viel Zeit zum Nachdenken.  Und das tue ich gerne und oft. Manches Mal erlange ich dabei ganz neue Erkenntnisse und Einsichten. Heute beispielsweisweise stelle ich irritiert fest, dass Engel manchmal gar keine Flügel haben. 





 
Im Hintergrund der semiaktve Vulkan Tunupa, den wir auf dem Weg zur Salzwüste von verschiedenen Seiten betrachten können.

Etwa 12 Km vor Tahua schlagen wir in Sichtweite des Vulkans unsere Zelte für diese Nacht auf. 


gefahren: 76 Km
GPS:     - 19.6375     - 67.7018
 





Di. 16.10.


Bei Kilometer 995 erreichen wir hier in Tahua den Nordeinstieg zur Salar de Uyuni. Blendend weißes Salz, soweit das Auge reicht.
Ohne Gletscherbrille und 100 er Sonnencreme sollte man sich nicht auf diese Salzfläche wagen. Die UV-Strahlung ist extrem.

Wir möchten diese Salzwüste nicht an einem Tag queren, sondern die aus dem Salz herausragende mit Kakteen bewachsene Insel Incahuasi ansteuern.
Am Rande der Salzfläche befinden sich zeitweise große Wasserpfützen. Während der Regenzeit steht die gesamte Salzpfanne unter Wasser.
Ein tolles Gefühl, mit dem Rad  über die harte Salzkruste fahren zu können. Dabei knirscht es, als würde man über hart gefrorenen, krustig vereisten harschigen Schnee laufen.  Trotzdem erreichen wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von gut 20 km/h.
 Eine Nahaufnahme der Salzkruste. 

 Salzkartoffeln zum Mittagessen wären heute nicht schlecht.



Wir haben Glück mit dem Wetter. Die Gewitterstimmung ist gewichen. Es ist warm und nahezu windstill. Und das auf einer Höhe von 3.650 Metern. 

Gegen 15 Uhr erreichen wir die Insel Incahuasi - gerade noch rechtzeitig, bevor der Wind plötzlich auffrischt und schnell Sturmstärke erreicht. Für uns wäre das extremer Gegenwind gewesen, so dass wir nie und nimmer diese Insel an diesem Tag erreicht hätten.

Während die Jeeps am Abend die Insel Incahuasi wieder verlassen müssen, dürfen wir bleiben. Aber wegen des Sturms ist an ein Zeltaufstellen nicht zu denken. Deshalb übernachten wir in einem der wenigen Gebäude auf dem Steinboden.

 Im Hintergrung schemenhaft zu erkennen: Der Vulkan Tunupa.

 gefahren: 53 Km
GPS: -20.2411   -67.6270
Übernachtung auf der Insel







Mi. 17.10.

Insgesamt sind wir 80 Km auf der Salzfläche unterwegs, bevor wir wieder "gewohnten" Boden unter den Reifen haben. 
Auf dem Salz machen wir erstaunliche Aufnahmen. Das ist nur möglich, weil Vergleichsobjekte fehlen.




Einige Kilometer südlich der Salzpfanne haben wir glücklicherweise die Gelegenheit, unsere Räder vom Salz weitgehend zu befreien. 


Aber statt Salz gibt es jetzt Sand satt. 
















Da wir es auf Grund der Pistenverhältnisse nicht bis zum Ort San Juan schaffen, schlagen wir die Zelte links der Piste windgeschützt auf.

gefahren:  87 Km
GPS:  -20.8560   - 67.6851


Do. 18.10.   



San Juan sollte für uns eigentlich der Ausgangspunkt für die Laguneroute nach San Pedro de Atacama in Chile sein. Sollte.....

gefahren: 10 Km
Salzhotel GPS: -20.8999    -67.7647


19.10.

Aber es sollte anders kommen.


                             Ein Blick in ihr Gesicht sagt alles.

Wenn du eine Stunde das Rad nur bergauf schiebst und dabei lediglich drei Kilometer zurücklegst, dann fehlt jeglicher Spaßfaktor. Unsere Räder mitsamt dem vielen Gepäck waren in dem Sand einfach zu schwer.  Auch wenn ich wohl gerne noch weiter  wäre, waren wir uns im Grunde einig. Und klar war auch, dass wir ein Team sind.... und zwar ein gutes. Da lässt man den Partner nicht im Stich. Trotz gelegentlicher Dissonanzen.

Es ist 15 Uhr, als wir beschließen, die Tour nach San Pedro abzubrechen und die gut 50 km nach San Juan zurückzuradeln. 

Letztendlich die richtige Entscheidung, zumal sich bei mir eine Erkältung bemerkbar macht. 
Aber nun geht schief, was nur schiefgehen kann. Katharina hat in der salzverkrusteten Ebene plötzlich einen Platten am Hinterrad, der trotz heftiger Winde erst mal repariert sein will. Dann fliegen wir bei extremen Rückenwind förmlich über die teilweise holprige Piste mit dreißig Stundenkilmetern und mehr hinweg und bei einbrechender Dunkelheit schickt uns das Navi auf einen falschen Weg.  Eine Stunde etwa tapsen wir fast orientierungslos durch das Gelände, bis wir wieder in der richtigen Spur sind und erschöpft unser Hotel in San Juan erreichen. Im Nachhinein denke ich, wäre es besser gewesen, wenn ich auf Katharinas Orientierungssinn statt auf das Navi gehört hätte.  Dann hätten wir uns den Ausflug in die Pampa wohl erspart. 
Beim Abschnallen des Gepäcks stelle ich entsetzt fest, dass sich irgendwo unterwegs unbemerkt mein Packsachk mit dem Schlafsack vom Rad gelöst haben muss.  Also fahre ich nochmals in die stürmische Nacht hinaus. Aufgewirbelter Sand peitscht mir ins Gesicht. Nach sechs Kilometer gebe ich die Suche auf und kehre ziemlich geknickt zurück ins Hotel. 
 
Wie schon gesagt: Es gibt auf der Reise gute Tage und schlechte.
Das heute war ein beschissen schlechter Tag. Aber so ist das Leben eben. 

gefahren: 112 Km. ( und im Grunde nicht vom Fleck gekommen )


Sa. 20.09.

Bin heute sehr früh aufgestanden und habe noch vor dem Frühstück exakt den gleichen nächtlichen Irrweg von gestern nochmals abgefahren. Das war möglich mit dem gespeicherten Track im Navi und anhand der Reifenspuren unserer Räder.  Nochmals 12 Kilometer, aber vom gelben Packsack keine Spur. Wäre er hier verloren gegangen, hätte ich ihn gefunden. Mehr geht nicht!
Mit dieser ernüchternden Erkenntnis radeln wir auf schechter Piste Richtung Uyuni und übernachten im kleinen Ort Rio Grande.

gefahren:  56 km
Hotel  GPS:   - 20.8214    -67.2968
 Auch Richtung Uyuni macht das Radfahren absolut keinen Spaß


Zudem ist auch die wüstenhafte Landschaft nicht gerade geeignet, die Stimmung entscheidend aufzuhellen.


So beschließen wir am kommenden Morgen (21.10.) kurzerhand, die letzten 95 Kilometer mit dem Bus nach Uyuni zurückzulegen. 
Die einzig richtige Entscheidung.

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